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Writer's pictureAlexandra Klöckner

Ein Bürogebäude mit Charakter - Architekt Guido Fries und Jan Hagge im Interview

Updated: Jun 18


Willkommen zum ersten Blogbeitrag von PIER 56, dem Ort zum Andocken und Ankommen für innovative Unternehmen. In diesem Interview sprechen wir mit Guido Fries, dem visionären Architekten hinter dem Projekt, und Jan Hagge von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Koblenz. Gemeinsam geben sie uns Einblicke in die Entstehung und die besonderen Herausforderungen dieses einzigartigen Gebäudes. Erfahren Sie, wie PIER 56 nicht nur ein modernes Bürogebäude, sondern ein Symbol für Innovation und Zusammenarbeit wird.


Guido Fries und Jan Hagge im Erdgeschoss der Baustelle von Pier56.
Guido Fries und Jan Hagge im Erdgeschoss des PIER 56.



Was wird PIER 56?

Jan Hagge: Das PIER 56 ist im Prinzip ein Kind des Erfolgs der Firmen aus dem TechnologieZentrum Koblenz. Wir sehen, dass sich Firmen hier sehr gut entwickelt haben und weiter ein starkes Commitment zum Standort Koblenz abgeben. In diesem Quartier hier haben wir die Möglichkeit gesehen, das konsequent weiterzuentwickeln für die etwas etablierteren Firmen - ingesamt also jungen und innovativen Unternehmen diesen Raum samt Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.


Guido Fries: Wir haben damals 2007 das TechnologieZentrum für junge Existenzgründer gebaut, die am Anfang ihrer Karriere noch wenig Anspruch auf Fläche haben. Da betrug die kleinste vermietbare Zelle etwa 25 Quadratmeter. Das PIER 56 wird ganz anders aufgebaut sein.


Welche Rolle kommt Ihnen in diesem Projekt zu, Herr Fries?

Guido Fries: Fries Architekten hat vor einigen Jahren das VGV-Verfahren gewonnen, also ein kommunales Ausschreibungsverfahren für dieses Objekt. Man hat uns mit den Planungsleistungen und natürlich der gesamten Bauabwicklung beauftragt.

Wir haben die Ideen für dieses Objekt entwickelt, sie mit dem Bauherrn abgestimmt und setzen diese in die Realität um.


In Ihrem Image-Video erzählen Sie, dass am Anfang immer das weiße Blatt Papier ist. Lässt sich das mit der Arbeit eines Schriftstellers vergleichen?

Guido Fries: So ist es wirklich am Anfang. Das weiße Blatt ist ja die schwierigste Situation. Man bekommt einen Auftrag und in diesem Auftrag wird praktisch definiert, was das Gebäude alles bringen soll, was es beherbergen oder welche Funktion ein Gebäude erfüllen soll. Und dann hat man das weiße Blatt Papier vor sich, wobei es meistens nicht ganz weiß ist. Letztendlich hat man einen Lageplan und der Lageplan umgrenzt zumindest schon mal die Bereiche, die ich bebauen kann.


Gab es bei der Entwicklung besondere Herausforderungen?

Guido Fries: Die besonderen Herausforderungen ergaben sich durch die äußerste Flexibilität des Gebäudes. Es sollte repräsentativ und absolut flexibel sein hinsichtlich der Nutzung. Wir wollten aber auch etwas Besonderes machen, wir wollten dem Gebäude wirklich einen besonderen Kick geben, denn wenn ich an ein Technologiezentrum denke, dann darf es ja nicht nur einfach ein normales Bürogebäude sein, sondern es sollte wirklich das Image und den Look eines Technologiezentrums tragen und das natürlich mit öffentlichen finanziellen Mitteln. Und das ist, glaube ich, der Knoten, den man dann entflechten muss, dass man sagt, hier die Größe, die Optik und das Budget, die Funktionen - all das zusammenzubringen, das ist dann der besondere Reiz und letztendlich die Herausforderung.


Was ist Ihr Lieblingsmerkmal an diesem Projekt?

Guido Fries: Mein Lieblingsmerkmal ist die klare Struktur. Es gibt einen inneren Kern und um diesen inneren Kern baut sich alles drumherum auf. Das haben wir von Anfang an ganz stringent durchgezogen und der innere Kern oder die beiden inneren Kerne sind die Funktionsbereiche. Darauf bauen sich praktisch die ganzen Büroflächen auf.

Die gesamte äußere Fläche des Gebäudes bildet Hauptnutzflächen, also Büroflächen, und alle Funktionsräume sind in der Mitte zugeordnet. Mit viel Transparenz haben wir Licht in die Mitte reingebracht. Insbesondere im Erdgeschoss wird es einen großen, lichtdurchfluteten Eingangsbereich geben, mit einer großzügigen Treppe. Dieser Eingangsbereich fließt sozusagen in die Cafeteria über. Das Zusammenbringen der einzelnen Firmen, die Kommunikation untereinander, die haben wir bewusst in die Architektur auch versucht hineinzubringen.


Inwiefern ist das wichtig?

Jan Hagge: Zum einen zeigt die Verbindung die Verbundenheit zum Gründungszentrum, zu den ganz jungen Ideen. Dann haben wir das PIER 56, was diesen Ursprung der Unternehmen vielleicht auch aufgreift. Und ganz wichtig finde ich auch die Verbindung zur Universität hin, weil da natürlich die Fachkräfte auch herkommen und gezielt angesprochen werden können, die hierfür unerlässlich sind. Und das sind natürlich insbesondere Studierende. Wir kennen die Geschichten, die hier im TZK mit ganz jungen Teams geschrieben wurden und sind schon sehr gespannt, welche neuen Geschichten auch die Zukunft in PIER 56 bringen wird.


Guido Fries: Im Lageplan war ersichtlich, dass tatsächlich das PIER 56 genau in der Achse steht, wenn man da einen Durchgang schaffen möchte zwischen den Studenten und dem TZK. Diese Idee wurde von Anfang an mitgetragen. Vom TZK aus gesehen geht es eine Treppe hoch, über den Eingang, dann in dieser Achse -  dann kommt man in die Cafeteria, dahinter ist die Terrasse und danach beginnt der Zuweg zur Hochschule. Auf diese Weise wollten wir ganz bewusst diese Verbindung zwischen den noch Studierenden und den schon Arbeitenden schaffen.


Herr Fries, können Sie uns mehr über die nachhaltigen Aspekte des Projektes sagen?

Guido Fries: Ja, die Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. In der Kurzfunktion natürlich hauptsächlich in der Gebäudehülle und in der Technik. Wir realisieren hier ein sehr nachhaltiges Gebäude, was die Energieeffizienz betrifft. Also wird mit höchsten Faktoren gearbeitet, mit Energierückgewinnung über die Lüftungsanlage, mit einer großflächigen PV-Anlage auf dem Dach und mit Wärmepumpensystemen - all dem, was heute ein modernes Gebäude auch wirklich haben muss.


Warum wird darauf so viel Wert gelegt?

Jan Hagge: Aus verschiedensten Gründen. Zum einen, denke ich, sind die Möglichkeiten, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu verbinden, nie besser gewesen als heute. Wir wissen alle, dass es notwendig ist. Aber es wird auch gefordert und gesucht von den Firmen, die ihren Standort sehr bewusst auswählen. Diese haben häufig auch selbst Nachhaltigkeitsziele. Und ihr Standort, dazu gehört eben auch der Firmensitz, muss denen zuträglich sein. Wir sprechen ja auch nicht nur von Energiebedarf beim Thema Nachhaltigkeit, sondern wir verwenden auch beispielsweise Recyclingbeton, der in dem Gebäude Verwendung findet. Wir sprechen davon, wie gesund das Gebäude ist, welche Baustoffe darin verwendet werden. Und das alles wird dazu beitragen, dass wir dort tolle Arbeitsatmosphären sehen werden.


Guido Fries: Vielleicht darf ich das noch ergänzen. Es ist tatsächlich so, dass es ja nicht nur die ökologischen Aspekte bei der Nachhaltigkeit sind, sondern auch die ökonomischen und die sozialen. Und was ich am Anfang so ein bisschen beschrieben habe, dass dieses Gemeinsame, dieses miteinander Kommunizieren oder diese hellen freundlichen Räume, diese guten Zuordnungen der Räume, die gute Belichtung, aber auch trotzdem das Wirtschaftliche hier in den Fokus zu rücken, dass wir wirklich versucht haben, jeden Quadratmeter auszunutzen, dass wir möglichst wenig Verkehrsflächen, möglichst viele Hauptnutzflächen haben - all das trägt heute der Nachhaltigkeit eines Gebäudes zu.


Wie geht man denn bei der Planung eines Gebäudes vor?

Guido Fries: Man plant ein Gebäude von innen heraus. Form follows function.

Man könnte vielleicht meinen, der Architekt hat zunächst eine Form im Kopf und würde dann die Funktion da reindrücken. Nein, das ist aber nicht der Fall. Zuerst gehen wir hin und fragen, welche Funktionen dieses Gebäude wirklich beinhalten muss. Wie kriegen wir das in eine schöne Form? Dann ist es ein Miteinander von Form und Funktion - ein ständiges dreidimensionales Denken. Wenn man das optimal macht, ist auch das Ergebnis nachher schön.


Sind die Bedürfnisse der potenziellen Mieter in die Planung eingeflossen, Herr Hagge?

Jan Hagge: Ja, also bei dem Gebäude ist ja ein wichtiger Punkt, dass wir es als Bauherr gar nicht selber nutzen, sondern für andere zur Verfügung stellen wollen. Und um diese Bedürfnisse bestmöglich zu verstehen, haben wir im Vorfeld viel Markterhebung betrieben, zum Beispiel auch Workshops mit Firmen gemacht, die unserer Zielgruppe entsprechen. Wie denken sie in Arbeitswelten? Welche räumlichen Bedürfnisse haben sie? Aber auch: Welche technischen Erfordernisse gibt es, wie zum Beispiel die Handhabung von IT-Sicherheit. Das war ein sehr spannender Prozess. Wir haben zum Beispiel auch für die Nutzung des Foyers und der Cafeteria Ideen gesammelt, indem wir die studentische Unternehmensberatung KoUnity e.V. angesprochen und ein Konzept haben entwickeln lassen.


Herr Fries, was können Sie uns zur Fassade sagen?

Guido Fries: Das wird eine Elementfassade - etwas Neues für den Bürobereich hier. Vollverglaste Gebäude sind sehr problematisch, was den sommerlichen Wärmeschutz angeht, gleichzeitig möchte man natürliches Licht haben. Zu viel Licht ist aber auch nicht gut. Wir haben lange mit dem Bauherrn darüber diskutiert, abgewogen und uns dann für eine Aluminiumglasfassade entschieden, die von der Proportion her ein sehr schönes, aber technisches Bild für dieses Gebäude gibt.


Wofür steht der Name “PIER 56”?

Jan Hagge: Auch beim Namen PIER 56 haben wir uns natürlich Gedanken gemacht und dabei unterstützen lassen. Es ist ein spannender Name, weil wir mit der 56 ein regionales Statement setzen und zum anderen aber auch das Bild vom PIER hier an der Mosel haben. Das ist etwas, wo neue Unternehmungen starten oder anlegen können.


Herr Fries und Herr Hagge, wir danken Ihnen für das ergiebige Gespräch.

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