Mehr als Wände: Wie Trockenbau zum Träger von Intelligenz wird
- Alexandra Klöckner
- May 27
- 5 min read
Schallschutz, Sensorik, Schweizer Käse - Ein Gespräch mit Geschäftsführer Maximilian Friedrich und Bauleiter Markus Groß von der G+K Ausbau und Sanierung GmbH.
Das 1992 von Michael Koch mitgegründete und mehrfach ausgezeichnete Unternehmen hat sich mit vielfältigen Projekten einen Namen gemacht. Dazu gehören unter anderem die Villa Michels in Andernach, das FÄHRHAUS Koblenz und das Hotel Schloss Montabaur. Nun zählt auch das PIER56 mit all seinen Besonderheiten dazu.

Herr Friedrich und Herr Groß, wie lange sind Sie bereits für die G+K Ausbau und Sanierung GmbH tätig?
Friedrich: Ich bin seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren hier im Haus. Als gelernter Zimmermann habe ich eine Weiterbildung zum Hochbautechniker gemacht und bin Ende 2021 in die Geschäftsführung aufgestiegen. Denn Gründer Michael Koch hat frühzeitig einen Nachfolger gesucht, um die Unternehmensnachfolge vorausschauend und ordentlich realisieren zu können. Ich bin aber auch nach wie vor für Kalkulation und Bauleitung zuständig.
Groß: Seit 2001 bin ich als Bauleiter im Unternehmen und betreue Großprojekte. Das ist mein Steckenpferd, im Objekttrockenbau.
Objekttrockenbau unterscheidet sich demnach vom klassischen Trockenbau?
Friedrich: Klassisch wäre ein Einfamilienhaus, im Objektbereich unterscheidet sich der Trockenbau nicht nur bautechnisch ganz stark davon. Hier geht es um andere Anforderungen.
Groß: Das sind ganz andere Abläufe und eine andere Dynamik. Im Objekt gibt es Sachen, die im kleineren Bauvorhaben nicht vorkommen - im Bereich Schallschutz und Brandschutz zum Beispiel. Es ist spezifischer und aufwendiger.
Friedrich: Im Einfamilienhaus müssen Wände so verkleidet werden, dass man tapezieren kann. Die Wände können aber nichts, außer dass es Wände sind und Räume teilen. Im Objektgeschäft können unsere Wände auf einmal alles.
Wände, die alles können?
Friedrich: Sie erfüllen ganz bestimmte Schallschutzwerte, damit man den Nachbar im Büro nebenan nicht hört. Zudem sind sie feuerbeständig, halten also den Brand lange genug zurück, damit Menschen aus dem Gebäude flüchten können. Dann gibt es auch Anforderungen an die Akustik, wie im PIER56 zum Beispiel die Deckensysteme. Auch Lärmschutz ist ein Thema. Objekttrockenbau ist speziell, im Grunde ein eigenes Handwerk und erfordert Fachwissen sowie Erfahrung, die nicht jedes Trockenbauunternehmen erfüllt. Wir sind daher deutschlandweit bekannt und sehr gut aufgestellt.
Groß: 30 Jahre Erfahrung sprechen für sich.
Was genau bietet die G+K Ausbau und Sanierung GmbH an?
Friedrich: Grundsätzlich können wir "schlüsselfertig" anbieten. Vom Estrich über die Wände, Decken, Malerarbeiten, Fliesen und sonstige Bodenbeläge, Schreinerarbeiten, also Türelemente - schlüsselfertig ist machbar. Auch im Anbau können wir alles umsetzen und dürfen es. Im Handwerk muss man für alles eine Qualifikation haben - das erfüllen wir. Unser Hauptgeschäft ist aber der Trockenbau - Wände, Decken, Türelemente.
Auch im PIER56 sind Sie für den Trockenbau zuständig. Gibt es hier Besonderheiten?
Friedrich: Extrem hohe Brandschutz- und Schallschutzanforderungen. Zudem sind die Anschlüsse an die Fassade ziemlich speziell. Die Fassade ist ja prägnant für das ganze Gebäude, durch die Pfosten-Riegel-Konstruktion über alle Etagen.
Inwiefern stellte die Fassade eine Herausforderung dar?

Groß: Man spricht hier von einer Glasfassade, die am Gebäude befestigt sein muss. Dabei handelt es sich um eine Pfosten-Riegel-Konstruktion. Diese wird am Baukörper befestigt, verglast und bildet dann die Hülle des Gebäudes. Daran müssen wir im Innenleben des Gebäudes mit unseren Trockenbauwänden anschließen. Das ist speziell. Nicht zuletzt, weil bei den schmalen Anschlüssen auch der Brandschutz und Schallschutz gewährleistet sein muss.
In den Wänden sind zudem Sensoren eingebaut.
Groß: Da sind wir im Bereich der MSR. Das Gebäude wird ja per Elektrotechnik komplett überwacht. Ein Beispiel: Sie kommen in den Raum und das Licht geht von selbst an. Präsenzmelder, alles sensible Elektronik. Das sind Sachen, die in unserem Gewerk verbaut werden. Also Kabelführung - alles, was in den Wänden verläuft und als sichtbare Schalter oder Steckdose auf der Wand sitzt.
Friedrich: Wir geben den Räumen die Räume, machen die Raumaufteilung - alles nach dem Plan vom Architekten. Wo kommen die Wände hin? Wir stellen sie auf. Und darin verschwindet die Heizung und die Elektrik komplett, die ganze Gebäudeautomation.
Die Wände müssen demnach einerseits viel Elektronik und zahlreiche Funktionen in sich tragen und andererseits teilweise mobil sein?
Groß: Korrekt. Als Arbeitgeber möchte man mit seinen Büroräumen flexibel sein. Damit man Räume verändern kann, werden die entsprechenden Wände auf den neu eingestellten Boden aufgebaut. Hingegen alle Brandschutzwände kommen auf den Boden und sind nicht mobil. Das trifft im PIER56 unter anderem auf die WC- und Technikräume zu - Räume, die man grundsätzlich auf Rohre und vom Boden bis zur Rohdecke stellt. Daran wird auch später nichts mehr verändert, aber alles andere möchte man gerne flexibel halten.
Mobile Wände sind jedoch schmaler. Beeindruckend, dass sie zugleich so viel Technik beinhalten.
Friedrich: Ja, und sie müssen alle bauphysikalischen Anforderungen erfüllen, die es im Baugewerbe gibt.
Groß: Die Wände müssen auch eine bis zu 20 Millimeter starke Deckendurchbiegung auffangen. Denn die Kombination aus Schwerkraft, Möbeln und sonstiger Last sorgt dafür, dass sich Decken durchbiegen. Die Wände müssen das tragen, und mobile Wände müssen weiterhin als Schiebeelement funktionieren. Trockenbau ist komplexer als man denkt.
Hat die Öffentlichkeit ein falsches Bild vom Trockenbau?
Friedrich: Es gibt die landläufige Meinung, dass jeder Trockenbau kann, der mit Akkuschrauber in der Hand ein paar Platten an die Wand schraubt. Aber das ist definitiv eine ganz andere Hausnummer. Ich komme aus dem Holzbau, habe mir den Trockenbau daher deutlich einfacher vorgestellt und wurde eines Besseren belehrt. Der Trockenbau ist deutlich komplexer und muss viel mehr abkönnen.
Groß: Es gibt ja auch wirklich ausgefallene Dinge, die dann teilweise nur im Trockenbau umsetzbar sind. Und trotzdem erfüllen die Wände dann Schallschutz und Brandschutz.
Gibt es im PIER56 ein Beispiel dafür?
Groß: Ja, im Bereich Schallschutz. Es wird eine hochwertige Lochgipsdecke eingebaut und die wiederum muss einiges abfangen. Das heißt also, da sind unendlich viele Einbauten drin. Hinter der Decke, zwischen dem Deckenhohlraum, verbergen sich Unmengen an Technik. Das muss in den Trockenbau involviert werden und soll am Ende nicht nur funktionieren, sondern auch schön aussehen.
Friedrich: Ja, alles muss schick und interaktiv sein.
Inwiefern muss alles interaktiv sein?
Friedrich: Die Wände enthalten Sensoren, die die Raumfeuchtigkeit und Raumluft messen, woraufhin die Lüftung dementsprechend gesteuert wird. Die Heizung passt sich an, die Lichter gehen an, wenn nötig - und das alles ist in ein schlankes Wandsystem integriert. Lüftungskanäle, Kabelbündel und so weiter.
Groß: Es wird immer anspruchsvoller. Wir sprechen hier mitunter vom Schweizer Käse, aber die Wand muss trotzdem noch alles können und halten.
Womit sind Ihre Mitarbeiter aktuell auf der Baustelle von PIER56 beschäftigt?
Friedrich: Es ist das Deckenbauen in den obersten Stockwerken. Denn man arbeitet von der untersten zur obersten Etage hin. Zuerst haben wir auf allen Etagen die WC-Kerne gebaut, die sich mittig und somit im massiven Bauteil befinden. Danach haben wir die festen Wände gestellt und als der Boden drin war, folgten die verschiebbaren Wände, die man eventuell abbauen und woanders wieder aufstellen kann. Abschließend kamen die unterschiedlichen Deckensysteme dran. Geschlossene Deckensysteme, Rasterdecken, Lochdecken - an diesen Dingen sind wir dran, aber es ist nicht mehr viel zu tun.
Wir freuen uns auf das Ergebnis und danken Ihnen beiden für das erhellende Gespräch.
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